Geschichte mit Tieren

Das kleine Pferd mit der großen Angst


Sie befinden sich hier: Startseite » Geschichten » Geschichten mit Tieren15. Oktober 2024

Heute ist ein Tag, wie Jolly ihn besonders gerne mag. Die Frühlingssonne strahlt vom Himmel und wärmt Jollys Fell. Laut wiehernd springen Jolly und die anderen Pferdekinder zusammen über die Wiese. Sie galoppieren um ihre Mütter herum, und gemeinsam beschließen sie, Nino, den mürrischen Hengst, zu erschrecken. Er steht am Ende der Weide und döst in der warmen Sonne.

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Ein Streich wird geplant

Diego, das stärkste und frechste Fohlen auf der ganzen Weide, bestimmt: "Wir verteilen uns leise um Nino, schleichen heran, und auf mein Zeichen fangen wir wie verrückt an zu wiehern. Alles klar?" Alle anderen nicken eifrig. Langsam und leise schlendern sie auf Nino zu. Gerade als sich die Fohlen in einem Kreis um Nino verteilen wollen, passiert es. Genau vor Jolly schnellt es aus dem Gras. Jolly wiehert gellend. Das Fohlen galoppiert in Panik davon. "Nur weg hier, schnell, schnell!", denkt es voller Angst. Erst ganz am Ende der Koppel, unter einer Baumgruppe, bleibt Jolly stehen. Es schnappt nach Luft und spürt sein Herz wie wild schlagen.

Drüben bei Nino sieht Jolly, wie sich seine Freunde zurückziehen. Er weiß, dass sie sauer auf ihn sind, denn er hat ihren Spaß verdorben. Nur langsam kann Jolly sich beruhigen. Als er daran denkt, was ihm solche Angst macht, schlägt sein Herz gleich wieder schneller. Genau vor ihm ist es aus dem Gras gesprungen. Jolly hat die Beine gesehen - wie scharfe Klauen - und erst das Gesicht! Ein Maul wie ein Monster und die Augen ... Jolly erschauert wieder. Nie wieder will er dieses Grasmonster sehen! Vorsichtig schaut Jolly durchs Gras.

Jolly lernt Anna kennen

Als Jolly den Kopf hebt, sieht er auf der anderen Seite des Koppelzauns ein Mädchen stehen. Freundlich schaut es herüber und kommt auf ihn zu. Es hält ein Büschel saftiges Wiesengras in der Hand und hält es Jolly hin. Ängstlich schaut Jolly das Gras an. Nicht, dass da schon wieder ...! Doch das Mädchen hält das Gras ganz ruhig und scheint dabei überhaupt nichts zu finden.

Neugierig nähert sich Jolly. "Du bist ein hübsches kleines Pferd! Ich heiße übrigens Anna. Was ist nur los mit dir?" Als Jolly ganz an den Zaun herankommt, beginnt Anna, ihn zwischen den Ohren zu kraulen. Das gefällt ihm. Jetzt kann er das Grasmonster schon ein bisschen vergessen. Er knabbert an den frischen Grashalmen, die Anna ihm hinhält.

Da passiert es wieder. Braun und Furcht erregend schnellt es aus dem Gras. Jolly macht einen Riesensatz zur Seite und sieht gerade noch aus den Augenwinkeln, wie Anna das Gras, mit dem sie ihn eben noch gefüttert hat, fallen lässt und sich mit einem Lachen auf dieses Monster stürzt. Mit beiden Händen am Boden kniet sie im Gras. Jetzt hält sie ihm die zu einer Kugel geformten Hände hin. "Hast du dich wegen dem hier so erschreckt? Kaum zu glauben - so ein großes, starkes Pferd wie du! Ich hab ihn in meiner Hand gefangen. Der tut doch nichts!"

Anna hält dieses Monster in ihrer Hand! Ist sie verrückt geworden? Doch Anna steht am Zaun und lacht. Sie scheint überhaupt keine Angst zu haben. Und das Monster scheint ihr auch gar nichts zu tun. Doch diese scharfen Klauen und das schreckliche Maul - warum ist Anna nicht weggerannt?

"Kleines Pferd, komm her! Ich hab den Grashüpfer gefangen. Er ist hier in meiner Hand. Weißt du, manchmal erschrecke ich auch, wenn sie so plötzlich aus dem Gras springen. Aber ich glaube, dass sich der Grashüpfer noch viel mehr erschreckt. Schließlich würde er doch sonst keinen solchen Satz machen, oder?"

Jolly schwirrt der Kopf: Das Monster in Annas Hand scheint überhaupt nicht so schrecklich zu sein … Anna meint, es hat selbst Angst … Grashüpfer soll es heißen …

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Anna hilft Jolly

Mit klopfendem Herzen kommt Jolly näher. Jetzt ist er neugierig geworden. Wenn es Anna nichts tut, ist es vielleicht wirklich nicht so schlimm. Noch ein Schritt und er steht neben Anna und in Annas Hand ist - dieses Grashüpfermonster.

Eigentlich ist Grashüpfer ein lustiger Name. Wer Grashüpfer heißt, kann doch gar kein Monster sein. "Pass auf, ich lasse ihn jetzt frei. Erschrick nicht, wenn er wegspringt!"

Anna geht einen Schritt zurück und öffnet langsam ihre Hände. Jolly ist angespannt und jede Sekunde bereit, einen Satz zur Seite zu machen, wenn dieses Grashüpfermonster auf ihn zuspringen sollte. Doch das braune Ding scheint wirklich auch Angst zu haben. Es springt weit von ihm weg und ist in der nächsten Sekunde schon im Gras verschwunden.

"Es hat mir nichts getan und dir auch nicht, oder? Davor brauchst du wirklich keine Angst zu haben." So betrachtet, sieht dieser Grashüpfer gar nicht mehr so Furcht erregend aus. Eher, als wäre er aus Papier oder ein welkes Blatt.

Der Streit ist vergessen

"Jetzt siehst du schon viel fröhlicher aus! Auf den Schreck pflücke ich dir besonders leckeres Gras!", meint Anna und bückt sich.

Hinter sich hört Jolly Hufgetrappel. Seine Freunde kommen. "He, Jolly, du alter Spielverderber", wiehert Diego vorwurfsvoll, "du hast uns den Spaß verdorben! Was machst du denn hier?" Da taucht Anna wieder auf und hat in der Hand einen riesigen Grasbüschel mit duftenden Kräutern dazwischen.

"Hallo!", ruft Anna überrascht. "Ihr wollt sicher auch leckeres Gras, oder?" Und Anna pflückt für jeden Gras und Kräuter. "Na, wenn du uns so eine Leckerei verschaffst, ist das doch längst vergessen, dass du uns den Streich verdorben hast, Kumpel!" Und Diego stupst Jolly freundschaftlich, während er das Maul voller leckerer Kräuter hat.

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